Elsa Brändström

Elsa Brändström

Elsa Brändström wird am 26.03.1888 als Tochter des schwedischen Militärattaches Eduard Brändström in St. Petersburg geboren. Drei Jahre später verlässt die Familie die Stadt und kehrt nach Geel Linköping/Schweden zurück. Dort verbringt Elsa Brändström eine ausgesprochen glückliche Kindheit, in der sie, ganz entgegen dem Trend der Zeit, zu einem freidenkenden und selbstbewussten Mädchen erzogen wird. Sie besucht zunächst die Vorschule von Linköping. In dem gleichen Jahr, 1906, als sie mit 18 Jahren ihr Abschlusszeugnis erhält, wird ihr Vater zum schwedischen Gesandten im kaiserlichen Petersburg ernannt. Ihre Eltern verlassen Schweden, sie jedoch bleibt, um in Stockholm ein zweijähriges Lehreninnenseminar zu besuchen. Als sie 20 Jahre alt ist, krönt die Seminarleiterin ihren Schulabschluss mit den Sätzen: "Sie sind vielleicht für Amerika geeignet. In Schweden ist nämlich kein Platz für sie. Übrigens in ganz Europa nicht!" Dass sie tatsächlich in Amerika eine berühmte Frau werden würde, dort mit Mann und Kind ihre letzten Lebensjahre verbringen würde, wäre Elsa Brändström zu diesem Zeitpunkt im Traum nicht eingefallen.


1908 folgt sie ihren Eltern nach St. Petersburg und erlebt dort den Reichtum und das oberflächliche und verschwenderische Leben der hohen Gesellschaft Russlands, der sie durch ihren Vater angehört.

Als 1913 ihre Mutter stirbt, übernimmt die Tochter wie selbstverständlich die Rolle der Hausfrau und empfängt Diplomaten, Politiker und Künstler.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914 meldet sich Elsa Brändström spontan zu einem Krankenpflegekurs. Sie wird russische Kriegsschwester und macht sich zur Lebensaufgabe, Kranken und bedürftigen Menschen zu helfen. Unter Einsatz ihres Lebens errichtet sie Hospitäler und Lazarette, organisiert Hilfsgüter wie Arznei- und Lebensmittel und schafft so humanere Bedingungen, die vielen Tausenden von Menschen das Überleben ermöglichen. So organisiert sie zum Beispiel einen Austausch deutscher und russischer Schwerverwundeter, begleitet 1915 einen ersten "Liebesgabenzug" von Deutschland bis nach Sibirien und richtet entlang der Transsibirischen Eisenbahn Stützpunkte ein, die durch die Organisation der Selbsthilfe zu einem wichtigen Faktor im Kampf gegen Hunger, Heimweh und Krankheiten werden. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges schreibt sie ihr Buch "Unter Kriegsgefangenen in Sibirien". Von den Honoraren ruft sie 1922 die Stiftung "Arbeitssanatorium für ehemalige kriegsgefangene Deutsche" ins Leben und kauft verschiedene Guter auf. Diese wandelt sie in Sanatorien um, um kranken Sibirienheimkehrern zu helfen. Auch gründet sie ein Kinderheim für die Kinder ehemaliger Kriegsgefangener aus Russland, Frankreich und England.

1929 heiratet Elsa Brändström Robert Ulich und bekommt 1931 (mit 43 Jahren!) mit ihm eine Tochter. Auch hier widmet sich Elsa Brändström Flüchtlingen, bemüht sich um Bürgschaften, sorgt für Unterkünfte und Verdienstmöglichkeiten. Als in dem harten Winter 1945/46 das ganze Ausmaß der Not in Deutschland offenbar wird, beschließt sie zu helfen, organisiert erste Hilfssendungen, ja, sie erklärt sogar ihre Bereitschaft, wieder nach Deutschland zu kommen. Doch die Erlaubnis zur Ausreise wird ihr verweigert. Wenig später erkrankt sie an Krebs. Am 4. März 1948, nur wenige Wochen vor ihrem 60. Geburtstag stirbt Elsa Brändström in Cambridge, USA.

Nicht umsonst wird sie auch als Engel bezeichnet, dem in einer Zeit, in der es an allem fehlte, gab Elsa Brändström nie auf und übertrug ihre eigene innere Stärke auf die Kranken und Verwundeten, die so wieder Mut und Kraft zum Überleben fanden.

Elsa Brändström gehört zu den großen Frauen unseres Jahrhunderts, und zu Recht sagte man über sie: "Wenn sie ins Zimmer trat, dann war es, als ob jemand eine Kerze angezündet hätte."

Antje Weber, Anna Christin Klinck – aus der Festschrift zum 125jährigem Jubiläum der EBS (1995)